Bei einer Bänderverletzung im Knie hängt die Behandlung von der Schwere der Verletzung ab. Quelle: Shutterstock
Eine genaue klinische Beurteilung und Diagnose ist das Um und Auf, wenn Verletzungen an Bändern am Knie oder an Sehnen an der Schulter vorliegen. Das betonen die Fachärzte für Orthopädie und Traumatologie an der CityClinic in Bozen, Dr. Robert Gruber, Dr. Stephanie Gruber (beide Schulterspezialisten) und Dr. Florian Perwanger (Kniespezialist). So stellt sich heraus, ob ein chirurgischer Eingriff nötig ist und wie die Reha ablaufen soll.
Wie erkennen Betroffene, dass möglicherweise eine Bänder- oder Sehnenverletzung vorliegt? Dr. Stephanie Gruber: Chronische Sehnenprobleme an der Schulter beginnen oft mit bohrenden Nachtschmerzen, die das Liegen erschweren. Später kommt es zu Schwäche, besonders beim seitlichen Anheben des Arms oder Überkopfarbeiten. Dr. Robert Gruber: Akute Sehnenverletzungen an der Schulter nach einem Sturz führen zu starker Bewegungseinschränkung, der Arm kann seitlich und nach vorne kaum angehoben werden. Leichtere Verletzungen verursachen Schmerzen, aber keinen Kraftverlust. Ein kompletter Sehnenriss macht das Anheben des Arms oft unmöglich. Dr. Florian Perwanger: Bandverletzungen am Knie sind sehr schmerzhaft und führen zu Instabilität und Belastungsunfähigkeit. Je nach Ausmaß der Verletzung kommt es zu Schwellungen und Hämatomen. Bei reinen Bandzerrungen sind die Symptome geringer ausgeprägt, mit lokalem Schmerz und typischen „Anlaufschmerzen“, das heißt, dass die Schmerzen z. B. beim Aufstehen nach längerem Sitzen deutlich schlimmer sind.
Welche Diagnoseverfahren werden angewandt? Dr. Stephanie Gruber: Beim Verdacht auf Sehnenverletzungen an der Schulter führen wir neben Erstgespräch und körperlicher Untersuchung meist noch eine Ultraschall- sowie je nach Befund eine Röntgenuntersuchung durch. Bei einer Verletzung der Rotatorenmanschette (Gruppe von 4 Muskeln und ihren Sehnen, die das Schultergelenk stabilisieren; Anm. d. Red.) wird meist eine Magnetresonanz-Untersuchung angeschlossen. Dr. Florian Perwanger: Eine sorgfältige klinische Untersuchung ist grundlegend für die Diagnose. Bei Band-, Knorpel- und Meniskusverletzungen am Knie ist die Magnetresonanztomografie Standard zur genauen Beurteilung der Situation und Bestätigung der klinischen Untersuchungsergebnisse. Zur Beurteilung des Skeletts ist nach wie vor ein konventionelles Röntgenbild Mittel der Wahl.
Welche Behandlungsoptionen stehen zur Verfügung? Dr. Robert Gruber: Bei akutem komplettem Riss der Sehnen an der Schulter wird eigentlich immer die operative Versorgung empfohlen. Dabei wird die Sehne über Anker mit Fäden, welche in den Knochen eingebracht werden, wieder an den Knochen hin fixiert. Teilrisse der Sehnen können zum Teil ohne Operation behandelt werden, dies hängt vom Ausmaß des Einrisses ab. Zerrungen werden ohne Operation behandelt, nach einem kurzen Zeitraum der Schonung empfehlen wir hier Physiotherapie. Dr. Stephanie Gruber: Bei chronischen Sehnenproblemen an der Schulter hängt die Therapie sehr vom Alter und Zustand des Gewebes ab. Die Behandlungsmethoden reichen hier von konservativer Therapie mit Physiotherapie über eine mögliche Sehnennaht bis hin zum Gelenksersatz mittels Prothese. Dr. Florian Perwanger: Die Behandlung von Bandverletzungen am Knie richtet sich nach Schweregrad und Instabilität. Bänder können genäht, refixiert oder durch Sehnentransplantate ersetzt werden. Der OP-Zeitpunkt ist entscheidend – akute Operationen sind bei isolierten Kreuzbandverletzungen meist nicht sinnvoll, außer bei schweren Begleitverletzungen wie Meniskusschäden mit Gelenkblockaden. Bei geringer Instabilität und niedrigem Belastungsanspruch kann auch eine konservative Therapie mit Physiotherapie, Muskelkräftigung und Koordinationstraining ausreichen. Wie sieht die typische Rehabilitationszeit aus? Dr. Robert Gruber: Die Rehabilitation nach einer Schulter-Sehnenverletzung erfordert Geduld und aktive Mitarbeit. Nach einer Operation wird die Schulter 6 Wochen in einer Schlinge ruhiggestellt, passive Bewegungen durch Therapeuten beginnen früher. Aktive Bewegungen sind nach 4 bis 6 Wochen erlaubt, nach 3 Monaten sind alle Bewegungen wieder möglich. Physiotherapie dauert bis zu 6 Monate. Bei konservativer Behandlung beginnt die Physiotherapie nach kurzer Ruhigstellung, die Rehabilitationszeit beträgt 6 bis 12 Wochen. Dr. Florian Perwanger: Nach einer Bandoperation am Knie folgt eine 2- bis 3-wöchige Erholungsphase zur Schmerzlinderung und Wiederherstellung der Beweglichkeit. Krücken werden 2 Wochen, bei Meniskusnähten bis zu 6 Wochen genutzt. In der 6- wöchigen Heilungsphase beginnen kontrollierte Kraft- und Koordinationstrainings. Ab dem 2. bis 9. Monat wird das Krafttraining intensiviert, ergänzt durch koordinative und sportspezifische Übungen. Biomechanische Stabilitätsanalysen nach 6 und 9 Monaten passen das Training an. Der Einstieg in den Sport erfolgt zwischen dem 9. und 12. Monat.
Dr. Robert Gruber
Studium der Medizin in Innsbruck und ab 1997 Facharztausbildung in der Unfallchirurgie und der Abteilung für Orthopädie des Krankenhauses St. Johann in Tirol, ab 2007 Oberarzt der Abteilung für Chirurgie und orthopädische Chirurgie. Seit 2008 Mitglied der Gemeinschaftspraxis OrthoPlus in Bozen in den Fachbereichen Orthopädie und Traumatologie. Mitbegründer der CityClinic. Verschiedene Lehrgänge und Stages in der Schweiz und Italien. Seine Spezialgebiete sind die Schulterchirurgie, Fuß- und Sprunggelenkschirurgie.
Dr.in Stephanie Gruber
Fachärztin für Orthopädie und Traumatologie.
Spezialgebiet: obere Extremität (Schulter und Ellbogen
Dr. Florian Perwanger
Dr. Florian Perwanger ist 1973 in Bozen geboren, studierte in Innsbruck Medizin, arbeitete im Rahmen seiner Dissertation ab 1998 an der dortigen Universitätsklinik an der Abteilung für Allgemeine und Transplantationschirurgie und legte 2000 seine Doktorarbeit vor. 2001 nahm er an der Abteilung für Orthopädie und Traumatologie im Krankenhaus Meran seine Tätigkeit auf. 2002 begann er, sich auf Schulter und Kniechirurgie zu spezialisieren und absolvierte von 2006 bis 2007 zur Spezialisierung auf Kniechirurgie ein Fellowship für orthopädische Chirurgie in Pittsburgh in den USA. 2007 erlangte er in Wien den Facharzttitel für Orthopädie und orthopädische Chirurgie. 2011 hospitierte er an der Abteilung für Sportorthopädie des Klinikums rechts der Isar der TU München, um sich auf komplexe Gelenksinstabilitäten zu spezialisieren. 2011 trat er als Facharzt in die Praxisgemeinschaft Ortho+, dem Bozner Zentrum für Orthopädie, Unfallchirurgie und Physiotherapie, ein. Er hat die CityClinic in Bozen Süd mitgegründet und widmet sich hauptsächlich der Kniegelenkschirurgie. Dr. Florian Perwanger ist unter anderem Mitglied der Deutschen Kniegesellschaft (DKG) und sitzt dort im Expertenkomitee für femuropatelläre Pathologien. Er referiert regelmäßig bei sportorthopädischen Veranstaltungen und Kongressen zum Schwerpunkt Kniechirurgie und publiziert laufend